WELTKULTURERBE SCHWEIZ



 

Welterbe Schweiz:
Benediktinerkloster St. Gallen
Benediktinerkl. St. Johann in Müstair
Altstadt von Bern
Die drei Burgen von Bellinzona
Alpenregion Jungfrau mit Eiger u. Mönch, Aletschgletscher u. Bietschhorn
Monte San Giorgio
Weinberg-Terrassen in Lavaux
Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina
Schweizer Tektonikarena Sardona
Stadtlandschaft der Uhrenindustrie: La Chaux-de-Fonds und Le Locle
Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Neben der Landeshauptstadt Bern wurde gleich zwei Klosteranlagen, St.Gallen und St.Johann in Müstair, der Status des Welterbes zuerkannt. Sowohl die Alpenregion Jungfrau mit Eiger und Mönch, Aletschgletscher und Bietschhorn als auch der Monte San Giorgio gelten als so einmalig und bedeutsam, dass sie gleichfalls als Schätze der Menschheit anerkannt wurden. Sicher, Valletta und Luxemburg überzeugen als Festungsstädte, doch ein ganz besonderes Meisterwerk der mittelalterlichen Militärarchitektur sind die Burgen von Bellinzona, die gewiss auch die Anerkennung des wichtigsten europäischen Festungsbaumeisters Vauban erhalten hätten. Jüngstes Welterbe sind die Weinberg-Terrassen in Lavaux, die als Kulturlandschaft in einem Atemzug mit den gleichfalls als Welterbe geltenden Weinanbauregionen von St. Emilion (Frankreich) und Alto Douro (Portugal) sowie der Tokajer Weinregion (Ungarn) genannt werden müssen.

Benediktinerkloster St. Gallen

Zunächst war es nur eine Einsiedelei, die ein irischer Wandermönch im Steinachtal errichtete. Aus dieser Zelle des Glaubens entwickelte sich eine berühmte Benediktinerabtei des 17./18. Jahrhunderts, zu der auch eine doppeltürmige Kathedrale gehört. Mächtig waren einst die Äbte von St. Gallen, da sie zugleich als Reichsfürsten amtierten. Bekannt ist diese Abtei, die in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, für ihre berühmte spätbarocke Stiftsbibliothek mit einem Bestand von etwa 150000 Büchern sowie 1650 Frühdrucken und Handschriften.

Benediktinerkloster St. Johann in Müstair

Vor der Gründung der Benediktinerabtei St. Gallen erfolgte die Klostergründung von Müstair unweit des wichtigen Handelsweges von Verona nach Augsburg. Ora et Labora lautete die strenge Regel für die Mönche, die in den Mauern ihres Klosters auch gekrönte Häupter und Pilger beherbergten. Nach Auflösung des Männerklosters Jahrhunderte nach dessen Gründung entstand an Ort und Stelle ein Nonnenkonvent, das allerdings in Zeiten der Reformation in der Schweiz zum Spielball religiöser Auseinandersetzung wurde. Bis heute ist jedoch die mittelalterliche Klosteranlage nahezu unverändert geblieben. Ein kunsthistorisches Juwel sind die karolingischen und romanischen Fresken in der Klosterkirche.

Altstadt von Bern

Wie in anderen Städte auch, man denke nur an Rothenburg ob der Tauber, ist auch in Bern – in einer Schleife der Aare gelegen – die mittelalterliche Stadtanlage nicht zu übersehen. Gegründet wurde die Stadt im 12. Jahrhundert und erlangte kurze Zeit später den Status einer freien Reichsstadt, die über beachtliche Befestigungsanlagen verfügte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden diese teilweise abgebrochen. Zu den wichtigen Baudenkmälern Berns gehören das spätgotische Münster St. Vinzenz (1421), die Münstergasse mit dem Münsterplatz (Urform um 1545) und der Bärengraben, in dem seit dem 15. Jahrhundert die Berner Wappentiere gehalten werden. Der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, ein weltgewandter und viel gereister Mann, schwärmte von Bern mit den Worten: „Sie ist die schönste, die wir gesehen haben, (die Häuser) in bürgerlicher Gleichheit eins wie das andere gebaut, alle aus einem grauen weichen Sandstein.“

Alpenregion Jungfrau mit Eiger und Mönch, Aletschgletscher und Bietschhorn

Der Berg ruft – und viele folgten und folgen noch immer. Alpinismus und Tourismus sind nicht ohne Einfluss auf die Hochalpenregionen geblieben. Glücklicherweise hat man auf die wirtschaftliche Nutzung des Aletschwaldes verzichtet. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen ist allerdings den Gletschern der Welt sehr abträglich und führt zur vermehrten Abschmelzung und Schwinden des ewigen Eises. Von diesem Prozess ist auch der 22 Kilometer lange Aletschgletscher nicht ausgenommen. Die gewaltigen Bergmassive Jungfrau, Mönch und Eiger sind es, die den Ruf der Region unter passionierten Bergsteigern begründen. Die Eigernordwand zu bezwingen ist dabei das Nonplusultra.

Der seit 1933 geschützte Aletschwald, einer der schönsten Bergwälder der Schweiz, weist einen dichten bis lichten Bestand aus Lärchen und Zirbelkiefern auf, zwischen denen im Sommer rubinrote Alpenrosen blühen. Durch das Zurückweichen der Gletscherlinie vergrößert sich das zur Zeit 3,3 Quadratkilometer umfassende Waldgebiet kontinuierlich. Seit Jahren gehört auch der so genannte Teiffe-Wald, ein subalpiner Fichtenwald und Lärchen-Zirbelkiefer-Wald, zum Naturschutzgebiet. Hier Gämsen und Hirsche oder gar das seltene Birkhuhn zu beobachten, verlangt ein wenig Ausdauer.

Nach wie vor gewaltig ist der Aletschgletscher, der bis zu 900 Meter dick ist und aus rund 27 Milliarden Tonnen Eis besteht. Dass der jährliche Rückgang dieses Gletschers von bis zu 30 Metern anhalten wird, muss angesichts der Uneinsichtigkeit in der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen angenommen werden. Bisher gab es in der Region 100 Kilometer Pisten zum Wedeln, Carving oder Telemark. Angesichts immer milder werdenden Winter dürfte alsbald nur noch künstliche Beschneiung ein weißes Wintervergnügen erlauben. Dass die Region als Welterbe eingestuft wurde, liegt nicht an diesem Freizeitwert, sondern am größten Gletscher der Alpen, der von subalpinen und alpinen Vegetationsformen umgeben ist.

Drei Burgen von Bellinzona

Bellinzona, 590 gegründet, ist die Hauptstadt des Tessins und das Tor nach Italien, das es in der Vergangenheit besonders zu schützen galt. Dazu schuf man ein ausgefeiltes System von spätmittelalterlichen Verteidigungsanlagen. Diese zentrieren sich um Castello Grande. Dies ist eine auf einem Felssporn gelegene Burganlage, die das gesamte Tal überschaut. Zum „Verteidigungsring“ um die Stadt gehören nicht nur diese Burg und starke Mauern, sondern auch Castello Montebello, eine dreieckige Burganlage, und südöstlich der übrigen Befestigungen gelegen das Castello di Sasso Corbaro (1479), das auf Befehl des Herzogs von Mailand in Tag- und Nachtarbeit innerhalb weniger Monate erbaut wurde.

Monte San Giorgio

Pyramidenförmig erhebt sich der aus Jurakalkstein und Perm-Andesit bestehende Monte San Giorgio über dem Luganersee (Tessin). Der 1096 Meter hohe, bewaldete Berg ist eine besonders wichtige Fossilienfundstätte aus der Triaszeit (vor 245 bis 230 Millionen Jahren). Zu jener Zeit gab es anstelle des Berges in einer tropischen Lagune, die durch ein Riff teilweise vom offenen Meer abgetrennt war, eine Vielzahl von Meeresbewohnern, darunter Krustentiere, Ammoniten, Reptilien, Fische und Stachelhäuter. Alle diese Meeresbewohner sind heute als Versteinerungen bestens erhalten und geben Auskunft über die Erdgeschichte und frühste Fauna. Bisher konnten mehr als 10000 Fossilien geborgen werden, darunter 30 Schlangenarten, 80 Fischarten, Hunderte von Ammoniten, Krustentiere und Stachelhäuter sowie Kopffüßer.

Die heutige Flora besteht sowohl aus Kalkstein wie auch Vulkangestein liebenden Pflanzen. Zu finden sind Traubeneichen, Esskastanien und die gemeine Esche auf eher säuerlichen Böden. Auf den Kalksteinböden gedeihen hingegen die Gemeine Hainbuche, die Gewöhnliche Hopfenbuche und Mannaesche. Auf einer Fläche von 25 ha dehnt sich auf der Bergkuppe eine Trockenrasenvegetation mit Sauergrasgewächsen wie der Erd-Segge.
Insgesamt findet man über 100 Pflanzenarten auf Monte San Giorgio, darunter 38 seltene oder nur hier vorkommende Arten, zu denen Glockenblumen, Dachiger Siegwurz, Pflaumen-Schwertlilie und Kelchgras zählen. Nachgewiesen werden können außerdem 554 Pilzarten, von denen 130 nur hier vorkommen. Auch die Tierwelt des San Giorgio hat die eine oder andere Rarität vorzuweisen: Beispielsweise leben nur hier in der Schweiz die Kleinen Wühlmäuse.

Weinberg-Terrassen in Lavaux

Die mit Rebstöcken bepflanzten Terrassen erstrecken sich am Nordufer des Genfer Sees vom Schloss Chillon bis hin zur Stadtgrenze von Lausanne. Obgleich bereits in römischer Zeit hier Wein kultiviert wurde, gehen die vorhandenen Weinbergterrassen auf das 11./12. Jahrhundert zurück, als Klöster der Zisterzienser und Benediktiner die Gegend beherrschten. Als Kulturlandschaft legen die Terrassen Zeugnis vom Umgang zwischen Mensch und Natur ab. Dabei ist wesentlich, dass die Landschaft seit Beginn der Kultivierung kontinuierlich bewirtschaftet und instand gehalten wurde. Heute gilt es, sie gegen die ausufernde Urbanisierung zu schützen.

Ferdinand Dupuis-Panther



 


Welterbe Schweiz im Detail:

Benediktinerkloster St. Gallen (K/1983)

Benediktinerkloster St. Johann in Müstair (K/1983)

Altstadt von Bern (K/1983)

Die drei Burgen von Bellinzona (K/2000)

Alpenregion Jungfrau mit Eiger und Mönch, Aletschgletscher und Bietschhorn (N/2001; 2007 erweitert)

Monte San Giorgio (N/2003)

Weinberg-Terrassen in Lavaux (K/2007)

Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina (K/GÜ/2008)

Schweizer Tektonikarena Sardona (N/2008)


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