WELTKULTURERBE LITAUEN



Altstadt von Vilnius

Welterbe Litauen:
Altstadt von Vilnius
Kurische Nehrung
Archäologische Stätte Kernavė
Struve-Bogen
Vilnius, auch als Wilna und das litauische Jerusalem bekannt, wurde zwischen den Flüssen Vilnia und Neris rund um einen Burgberg angelegt. Aus dem Jahr 1323 stammt die erstmalige urkundliche Erwähnung. Zu verdanken ist die Stadtgründung, so wird überliefert, dem litauischen Großfürsten Gediminas. Zum Stadtensemble gehören Baudenkmäler von der Gotik bis zum Barock, darunter die strahlend weiße, sich am Fuße des Burgbergs erhebende Kathedrale St. Stanislaus (1783-1801) mit dem Grab von Alexander Jagiello. Dieser Fürst ist der einzige in Vilnius bestattete Großherzog der Jagiellonen-Dynastie, die das mit Polen verschmolzene Litauen regierte und das heutige Welterbe Krakau zur Residenzstadt wählte.

Zur besonders erwähnenswerten Architektur von Vilnius zählt das Mickiewicz-Haus, das Wohnhaus von Adam Michiewicz (1798-1859), der als Goethe Polens gilt. Sehenswert sind das gotische Ensemble mit der Annen- und Bernhardiner-Kirche aus dem 16. Jahrhundert, die barocke Michael-Kirche, die ehemalige Universitätskirche St. Johannis, das klassizistische Rathaus und das Ausros-Stadttor. Nur noch Reste des jüdischen Viertels im nahen Umkreis der Zydu gatve, der Judengasse, sind erhalten geblieben. Zwischen 1720 und 1797 war die Stadt ein wichtiges geistiges Zentrum des Judentums. Doch unter dem Hakenkreuz und der SS-Rune wurde das jüdische Viertel zum Getto. Von hier aus traten deren Bewohner ihre letzte Reise an – sie endete in Vernichtungslagern wie Auschwitz. 200000 litauische Juden ließen in diesen Lagern ihr Leben. Mit dem Abriss der ältesten Synagoge Wilnas 1949 verschwand ein jüdisches Kapitel der litauischen Hauptstadt.

Kurische Nehrung

Diese 98 Kilometer lange, zwischen einem halben und vier Kilometer breite Dünenhalbinsel – zwischen kurischem Haff und Ostsee gelegen – verläuft nicht nur auf litauischem, sondern auch auf russischem Staatsgebiet und war nachweislich bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Dauerhafte menschliche Niederlassungen gab es zwischen dem vierten und dem zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Ständige Überflutungen zwangen die Steinzeitsiedler jedoch, sich einen anderen Wohnort zu suchen. Verlässliche Quellen über die Besiedlung der Nehrung sind jüngeren Datums und datieren aus dem 13. Jahrhundert. Damals wurde im Norden der Landzunge eine Festung erbaut.

Wind und Gezeiten waren und sind die treibenden Kräfte, die die Nehrung und deren Wanderdünen formen. Als Nationalpark Kuršių Nerija mit einer Gesamtfläche von 264,74 Quadratkilometern ist diese außergewöhnliche Ostseeküstenlandschaft 1991 unter besonderen Naturschutz gestellt worden. Bewaldete Zonen sind mit Birken, Fichten, Eichen, Eschen, Pappeln, Schwarzkiefern, Waldkiefern und Schwarzerlen bestanden. Elche streifen ebenso umher wie der Fuchs und der Marderhund. Dachse haben sich ihre Baue angelegt und Eichhörnchen sind emsig von Ast zu Ast unterwegs.



Archäologische Stätte Kernavė

Vergleichbar ist das archäologische Erbe am Fluss Neris, 35 Kilometer nordwestlich der litauischen Hauptstadt entfernt, mit ähnlichen Siedlungen auf dem europäischen Kontinent. Zu nennen sind dabei Birka und Hovgården vor den Toren Stockholms und Biskupin in Polen. Doch Kernavė unterscheidet sich insoweit von den oben genannten Orten, als hier eine dauerhafte Besiedlung festzustellen ist, die vor 11000 Jahren begann und bis heute fortdauert.

Eine Seltenheit in Nordeuropa ist das eindrucksvolle Festungswerk aus einer Kette von fünf Forts, die im 13. und 14. Jahrhundert eine wichtige Schutzfunktion besaßen. Zu erwähnen sind außerdem die Ruinen der mittelalterlichen Stadt Kernavė im Pajauta-Tal. Die Blütezeit der Stadt lag im 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, ehe Kernavė 1365 von Rittern des Deutschen Ordens überrannt und verwüstet wurde. Doch die Siedlungsgeschichte des Pajauta-Tals reicht bis ins im 9. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurück, als sich die ersten Menschen der Steinzeit hier niederließen, gab es doch reiche Fischgründe im Neris und in der Umgebung genügend Wildbret, das gejagt werden konnte.

Struve-Bogen

Vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer verteilen sich geodätische Messstationen, von denen 34 in die Welterbeliste aufgenommen wurden. Zu verdanken ist dieses Netz von Messpunkten zur Bestimmung der Größe und Form unseres Planeten dem russisch-deutschen Astronomen Friedrich Georg Wilhelm Struve, der in Altona (Hamburg) geboren wurde und einer der Begründer der Doppelsternastronomie ist.  Errichtet wurden die geodätischen Vermessungspunkte im Zeitraum von 1816 bis 1852. Struve führte neben  Carl F. Tenner (1783-1859) die Aufsicht über dieses Projekt.  Der Struve-Bogen verläuft mit den einzelnen Messpunkten von Norden nach Süden durch das Gebiet von Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland, Moldawien und Ukraine. Lediglich zwei der Messpunkte sind in Gebäuden untergebracht, darunter ist auch das Observatorium in Tartu (Estland). Zumeist handelt es sich bei den Messpunkten um Obelisken und ähnliche Landmarken. Neben der Bedeutung für die Erdvermessung ist der so genannte Struve-Bogen auch ein Beispiel für eine Länder übergreifende wissenschaftliche Zusammenarbeit, was die UNESCO zur Anerkennung als Weltkulturerbe bewogen hat. Die Messpunkte in Litauen sind: Karischki (55°54'09"N 25°26'12"E, Panemunelis), Meschkanzi (54°55'51"N 25°19'00"E, Nemencine) und Beresnäki (54°38'04"N 25°25'45"E, Nemežis).

Ferdinand Dupuis-Panther

 

 


Welterbe Litauen im Detail:

Altstadt von Vilnius (Wilna) (K/1994)

Kurische Nehrung (K/GÜ/2000)

Archäologische Stätte Kernavė (K/2004)

Struve-Bogen (K/GÜ/2005)


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