WELTKULTURERBE BULGARIEN


Das Thrakergrab von Sveschtari

 

Thrakergrab von Sveschtari, Weltkulturerbe der UNESCO, Bulgarien (Reproduktion im Historischen Museum von Sofia)

Reproduktion des Grabmals im Historischen Museum von Sofia
Foto: Nenko Lazarov. Source: http://www.imagesfrombulgaria.com/ {{cc-by-2.5}}

Von dem Volk der Thraker, das, in viele Stämme aufgesplittert, auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien lebte, ist relativ wenig bekannt. Das ist nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie ein schriftloses Volk waren, das keinerlei Aufzeichnungen hinterließ. Umso wertvoller sind die Funde der Archäologen, die über dieses einst mächtige Volk Aufschluss geben. Das Grab von Sveschtari ist in dieser Beziehung einzigartig in Bulgarien, zeigt es doch auf einmalige Weise die Verbindung von thrakischer Kultur und hellenistischer Kunst. Denn seit die Griechen Kolonien am Schwarzen Meer errichtet hatten, wuchs ihr Einfluss auf die thrakische Welt, wie auch umgekehrt thrakische Kultur in die griechische Geisteswelt Einlass fand. Der Kult um den lebensfrohen Gott Dionysos stellt das wohl bemerkenswerteste Beispiel des thrakischen Einflusses dar.

Die Grabanlage stammt aus dem beginnenden 3. Jh. v. Chr. und war über 2000 Jahre lang unter einer dicken Erdschicht verborgen. Vermutlich ist sie Teil einer umfangreicheren „Totenstadt“ bzw. eines größeren politischen und kulturellen Zentrums der Thraker. Weitere Entdeckungen sind also zu erwarten.

Die Grabanlage selbst besteht aus drei Räumen mit rechteckigem Grundriss, die jeweils in ein Tonnengewölbe münden. Ein vier Meter langer, von zwei Wandpfeilern flankierter Gang führt zu einem Vorraum, von dem noch ein Seitenraum abzweigt. Ungewöhnlich und einzigartig für diese Art von Gräber ist, dass die Nebenkammer ein Fenster zum Vorraum besitzt, dessen Funktion den Wissenschaftlern bis heute ein Rätsel darstellt. Wände und Decken aller Räume bestehen aus sorgfältig behauenen Kalksteinblöcken, die zum Teil durch Klammern zusammengehalten werden und deren Zwischenräume mit Blei ausgefüllt waren.

Die eigentliche Grabkammer erreicht eine Höhe von 4,50 Metern. Sie ist es, die aufgrund ihrer architektonischen Gestaltung und ihrer einzigartigen Ausschmückung im Zentrum des Interesses steht. Als erstes fallen die zehn Frauenfiguren ins Auge, jede von ihnen 1,20 Meter groß, die in einem Fries drei Wände der Grabkammer bedecken. Jeweils drei von ihnen blicken gen Osten und Westen, vier in nördliche Richtung. Sie sind in ähnlich gestaltete Kleider gehüllt, die rosettenförmig auslaufen und Arkanthusblätter imitieren, doch jede von ihnen hat ihren eigenen Stil bewahrt. Die Frauen blicken mit feierlicher und ernster Miene geradeaus. Es bleibt der Spekulation vorbehalten, ob es sich bei der Darstellung um Göttinnen oder um Frauen des hier Begrabenen handelt. Mit ihren erhobenen Händen unterstützen sie den oberhalb gelegenen Steinfries, der selbst wieder eine Reihe geometrischer Verzierungen aufweist. Tragende Funktionen besitzen die Frauengestalten ebenso wie mehrere Säulen jedoch nicht. Als sogenannte Karyatiden sind ähnliche Friese in der Form von Frauengestalten aus der griechischen Welt bekannt.

Im oberen Teil der nördlichen Wand sind Reste einer Malerei zu erkennen, die offensichtlich die heroische Darstellung des Verstorbenen zum Ausdruck bringen sollen. Dieser sitzt auf einem Pferd, dem wichtigsten Tier der thrakischen Gesellschaft, eine Göttin reicht ihm einen Lorbeerkranz, Dienerinnen bringen Geschenke für die Reise ins Jenseits.

Einige Forscher gehen davon aus, dass das Grab unvollendet blieb, da einige Details fehlen. Vermutlich musste es früher seiner Bestimmung übergeben werden als ursprünglich vorgesehen. Wie bei zahlreichen anderen Gräbern sind die wertvollen Grabbeigaben schon frühzeitig von Grabräubern gestohlen worden. Die Grabkammer barg jedoch die Überreste eines ungefähr 60 Jahre alten Mannes, was ein hohes Alter für die damalige Zeit darstellt. Daneben eine junge Frau, die ihm wohl mehr oder weniger freiwillig in den Tod gefolgt war. Ob es sich dabei um die „Lieblingsfrau“ des hier begrabenen Vornehmen handelt, wie einige Wissenschaftler behaupten, bleibt dem Reich der Vermutungen vorbehalten.





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