WELTKULTURERBE AUSTRALIEN




Australien, Sydney Opernhaus, Weltkulturerbe der UNESCO, Foto: Pixabay

Sydney Opernhaus


Nein, nicht die legendäre Sydney Harbour Bridge, wegen ihrer Form auch „Kleiderbügel“ genannt, wurde zum Welterbe erklärt, sondern das Opernhaus der Stadt. Es ist das einzige Opernhaus der Moderne, das als so bedeutend und einmalig angesehen wurde, um sich seit 2007 gemeinsam mit der Pyramide von Gizeh, der Porta Nigra von Trier, dem Taj Mahal und der „Miss Liberty“ von New York auf der UNESCO-Liste des Welterbes wiederzufinden.

Das Opernhaus ist ein Kontrapunkt zur dramatischen Skyline Sydneys, die in ihrer Hochhausarchitektur allerdings recht beliebig erscheint. Das kann man von dem Entwurf des dänischen Architekten Jørn Utzon für das Opernhaus der Hauptstadt des australischen Bundesstaates New South Wales jedoch nicht sagen. Es ragt aus der Masse der konventionellen Bauwerke der 1960er und 1970er Jahre heraus, hatte allerdings auch in seiner organischen Ausformung keinen Einfluss auf die Architektur der australischen Großstädte in den Folgejahrzehnten.

Ein eigensinniger Baumeister

Australien, Sydney Opera House, Weltkulturerbe der UNESCO, Foto: Pixabay

Von Utzon – ihm wurde 2003 der renommierte Pritzker-Preis für Architektur zugesprochen – ist im Kontext des Opernhauses stets die Rede, auch deshalb, weil der dänische Architekt vor der Vollendung des Baus den fünften Kontinent verließ, hatte er sich doch wegen der gestiegenen Baukosten und seiner Pläne für die Vielfachverschalung mit seinen Auftraggebern überworfen. Allein die Tatsache, dass Utzon Australien im Zorn verließ, führte zu erbitterten Auseinandersetzungen: Es gab Protestmärsche führender Architekten, darunter Peter Killar and Harry Seidler, zum Rathaus von Sydney.Teile der Standesorganisation der australischen Architekten überwarf sich mit den australischen Architekten Lionel Todd, David Littlemore und Peter Hall, die 1966 in Utzons Fußstapfen traten.

Angesichts dieser Begleiterscheinungen wird übersehen, dass Utzon zwar mit genialem Federstrich ein Jahrhundertentwurf gelungen ist, doch an die Umsetzung dieses Entwurfes hatte er wenig Geist verschwendet. Die schwierige bautechnische Lösung ist Ove Nyquist Arup zu verdanken, dem es mit seinen Mitarbeitern gelang, die komplizierten bautechnischen Anforderungen des Opernhauses zu meistern.

Auf den Hafen ausgerichtet

An prominenter Stellewurde das Opernhaus – bis heute das wohl wichtigste Bauwerk im Gesamtwerk Utzons – errichtet: Es steht auf einer Landzunge, die in den Hafen von Sydney ragt. Dass der eigentlich nur in Europa bekannte dänische Architekt den Zuschlag gegenüber den 234, an einem internationalen Architektenwettbewerb beteiligten Architekten aus neun Ländern bekam, war wohl ein Zufall, zumal er für den Wettbewerb nur flüchtig hingeworfene Skizzen eingereicht hatte. Mit diesen gelang es Utzon sogar, den international weitaus bekannteren finnisch-amerikanischen Architekten Eero Saarinen auszustechen. Im noch jungen Australien schien man in den späten 1950er Jahren offen gewesen zu sein, Utzons revolutionäre Idee von einem Bau mit paraboloiden Schalen unterschiedlicher Höhe zu realisieren. Unter diesen Schalen, deren Anblick an Muscheln ebenso wie an geblähte Segel denken lässt, sollte die klassische Musik einen angemessenen Aufführungsort finden. In einer bekannten australischen Karikatur zum Opernhaus erscheint dieses Bauwerk der Nachkriegsmoderne als eine Gruppe aufeinander liegender, sich sonnender Schildkröten. Dass man den Entwurf derart lächerlich machte, unterstreicht, wie außergewöhnlich Utzons Pläne waren.

Utzons erster Entwurf wurde alsbald verworfen und durch eine Schalenform in Gestalt von Kugelsegmenten ersetzt. Diese sollten von einem Betongerippe getragen und mit zickzackförmig angeordneten Ziegelfeldern überzogen werden. Utzon lehnte sich mit dieser Bauidee gegen die Allmacht des Kubus auf. Organisches Bauen war das Zauberwort, dem Utzon Gehör gab, ähnlich wie Hans Scharoun mit der Zeltdacharchitektur der Berliner Philharmonie und Frank Lloyd Wright mit dem schneckenförmigen New Yorker Guggenheim-Museum.

„Weiße Segel“ für die Musik

Die Entwurfszeichnung von 1957 und die daraus abgeleiteten Isometrien der Folgejahre standen am Anfang der Baurealisierung und waren eher eine grobe Orientierung als denn ein umsetzbares Konzept. Bis heute ist trotz weiterer spektakulärer Bauten – man denke an das Segeldach des Münchner Olympiastadions oder an die Wohntürme, die sich in den arabischen Himmel recken – die Überdachung des Opernhauses von Sydney eine Meisterleistung der Ingenieurkunst. Diese Dachkonstruktion besteht aus „Haupt- und Seitenmuscheln“. Jede dieser Muschelschalen setzt sich aus zwei identischen Hälften zusammen, die an einer Achse gespiegelt werden. Statt der so genannten Schallwand wurde zwischen „Seiten- und Hauptmuschel“ eine  so genannte Schallmuschel eingepasst. Nur durch die Verwendung kleiner und großer Schalen, die an zwei Punkten den Boden berühren und in entgegengesetzten Richtungen angebracht wurden, konnte man auf tragende Pfeiler und Säulen bei Errichtung der Dachlandschaft verzichten.
Australien, Opernhaus, Weltkulturerbe der UNESCO, Foto: Pixabay
Die einzelnen Dachelemente wurden nach Utzons Idee aus vorgefertigten Betonrippen zusammengesetzt. Das abschließende Anbringen der im Sonnenlicht glänzenden Fliesen als äußere Haut der Bedachung war durchaus eine technische Herausforderung: Nach und nach wurden die Dachsegmente aus mit Beton ausgegossenen Fliesenelementen mit einem Maß von zehn Meter Länge und 2,25 Meter Breite zusammengesetzt. Diese wurden anschließend mit Bronzebolzen an der Dachkonstruktion angebracht.

Ehre, wem Ehre gebührt

Erst viele Jahrzehnte nachdem Utzon Australien verlassen und die Bauabwicklung bis zur Fertigstellung anderen überlassen hatte, kümmerte sich Utzon von 1999 bis 2004 erneut um sein Meisterwerk: nun als Berater für die Umbaumaßnahmen der Sydney Opera. Im Zusammenhang des Umbaus wurde ein neuer Parkettboden aus tasmanischem Eukalyptusholz verlegt und die Westfront des Opernhauses zur Wasserfront hin geöffnet. Der in achtmonatiger Arbeit gewebte, farbenfrohe große Wandteppich – eine Hommage an die Sinfonien von Carl Philipp Emanuel Bach – schmückt den nunmehr Utzon-Saal genannten Empfangssaal des Opern- und Konzertgebäudes: Ehre, wem Ehre gebührt.

Ferdinand Dupuis-Panther





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