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Australien, Fraser Island, Foto: Pixabay

Fraser Island

Sand, Sand und noch mehr Sand: Fraser Island


Einst weckte der Inselsand, entstanden aus der Erosion der Great Dividing Range, Begehrlichkeiten, handelt es sich doch nicht einfach nur um Sand, sondern verwertbare Mineralsande, die Rutil, Monazit und Zirkonium enthalten. Doch spätestens mit der Errichtung des Great Sandy National Park auf der größten Sandinsel der Welt wurde das Ende dieser wirtschaftlichen Nutzung der Insel eingeläutet.  Das Ende der intensiven Holzwirtschaft bedeutete dies keineswegs, konnte doch außerhalb der Nationalparkgrenzen weiterhin Forstwirtschaft betrieben werden. Begonnen hatte diese mit William Pettigrew, einem Sägemühlenbesitzer aus Brisbane: Dieser weckte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Neugier derer, denen der Sinn nach hemmungsloser Ausbeutung der natürlichen Ressourcen stand. Während weite Landstriche Australiens in dieser Zeit von Kahlschlag überzogen wurden, um Weideland und Siedlungsflächen zu schaffen, wurden auf Fraser Island geeignete Hölzer für den Schiffbau geschlagen. Das Einschlagen geschah vornehmlich an der Westküste in der Nähe von Wanggoolba Creek. Doch dort, wo Kaurifichten und Araukarien geschlagen wurden, mussten auch neue Bäume gepflanzt werden. 1883 pflanzte man, wenn auch mit bescheidenem Erfolg,  28 000 Kaurifichtensetzlinge, von denen nur noch einige bis heute auf der Insel gedeihen. Wie intensiv Forstwirtschaft betrieben wurde, belegt die Tatsache, dass man zum Abtransport der geschlagenen Stämme ab 1915 eine Dampflok einsetzte. Während anfänglich Kaurifichten und Aurakarien für die Holzindustrie von Bedeutung waren, änderte sich dies 1925, als man den Wert von Satinay erkannte, einem bis zu 60 Meter hohen Baum mit geradem Stamm. Einige der auf Fraser Island geschlagenen Satinay fanden Verwendung beim Bau der Kanalwände des Suez-Kanals. Noch in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts war der Klang der Ketten- und Motorsäge zu hören. Damals meinte man noch ohne Sinn für Nachhaltigkeit 24 000 Kubikmeter Edelholz im Jahr fällen zu dürfen.


Australien, Fraser Island, Foto: Pixabay

Das Paradies im Wandel

Neben dem Mineralsandabbau und der Forstwirtschaft entwickelte sich nach und nach der Tourismus. Bereits 1934 eröffnete auf der Insel das erste Feriendomizil. Die langen Sandstrände, aber auch die sich auftürmenden Sanddünen, bei deren Durchquerung man das Gefühl hat, eine Sandwüste zu durchstreifen, locken ebenso Tausende von Besuchern an wie die zahlreichen Süßwasserseen. Dass 1870 auf der Insel bei White Cliffs die erste Missionsstation für australische Ureinwohner auf der Insel errichtet wurde, bleibt den ungezählten Besuchern meist ebenso verborgen wie die Tatsache, dass sich Überlebende der untergegangenen Stirling Castle 1836 auf die Insel flüchteten. Sie trafen auf die dort lebenden Ureinwohner, die ihre Insel K’gari, das Paradies, nannten.  Von der Anwesenheit der Ureinwohner zeugen bis heute „Abfallhügel“ von Muscheln, einst wichtige Eiweißquelle für die Inselbewohner. Selten geworden sind „vernarbte“ Bäume, deren Rinde den Ureinwohnern als Material zur Herstellung einfacher Kanus diente.

Eine Legende erzählt von Fraser Island

Wenn auch der Wind die Spuren der Aborigines verweht hat, geblieben ist die Legende von Beiral, der die Erdenbewohner schuf. Doch Beiral hatte für seine neuen Geschöpfe keinen Ort zum Leben ausgesucht. Daher schickte er Yendingie aus, der das tosende Meer und die Erde formte. Die schöne K’gari half Yendingie dabei, die Erde zu vervollkommnen. Nach und nach schufen sie reißende Flüsse, aufragende Bergketten und die Gestade des Meeres. Mit der Hervey-Bucht war ein besonders schöner Ort entstanden, an dem K’gari bleiben wollte. Doch als Teil des göttlichen Kosmos war dies nicht möglich. All ihr Bitten und Betteln half zunächst wenig, denn sie sollte mit Yendingie in das Reich von Beiral zurückkehren. Schließlich ließ sich Yendingie umstimmen, und er verwandelte K’gari in eine wunderschöne Sandinsel, die uns heute als Fraser Island bekannt ist. Damit sie nicht vor Einsamkeit schwermütig würde, schenkte Yendingie ihr duftende Blumen, einige immergrüne Baumriesen und zahlreiche glasklare Seen.


Australien, Fraser Island, Foto: Pixabay

Schiffswracks, Sandsteinklippen und Regenwald

Immer wieder strandeten oder verunglückten in der Vergangenheit Schiffe vor Fraser Island, ob nun 1864 der amerikanische Segler „Panama“ oder 1935 die „Maheno“. Doch auch über sie ist die Geschichte längst hinweggefegt. Heute sind die meisten Besucher der Insel von den farbigen Sandsteinklippen, den über 200 km langen Sandständen, den Wanderdünen, den Mangroven und den Regenwäldern fasziniert. Man muss schon etwas Glück haben, will man auf der riesigen Sandinsel bodenbrütende Erdsittiche zu Gesicht zu bekommen. Papierrindenbäume, die wegen ihrer vielschichtigen Rinde diesen Namen erhielten, gedeihen auf  dem Sandboden ebenso wie Küstenbanksien mit ihren konischen gelben Blüten. Neben ausgedehnten Strauchheideflächen existieren subtropische Regenwälder mit Satinay und Araukarien, aber auch Königspalmen und zweigeschlechtliche Cycadeen. Aus deren Samen vermischt mit Kokosnussöl fertigten die auf Fraser Island lebenden Ureinwohner einst eine Heilpaste, die gegen Eiterbeulen und Entzündungen half. Bisweilen stößt man bei einer Wanderung über die Insel auf „Fuchsschwanzpalmen“, die wegen ihrer Blattform so genannt werden, und auf so genannte Würgefeigen, die auf Kosten ihres Wirtsbaumes existieren.

Abseits der Hauptwege lässt sich die Natur auf Fraser Island genießen, während an der Ostküste und auf der Querspange durch die Insel unablässig geländegängige Kleinbusse und andere Fahrzeuge unterwegs sind, um Besucher zu den Dünen beim Lake Wabby, vor allem aber zu den bunten Sandformationen von „The Cathedral“ zu bringen. Wenn die letzten Tagesbesucher die Insel verlassen haben, verwehen deren Fußspuren auf den Kämmen der Dünenfelder, stehen die rotgelben Klippen der "Pinnacles" im sanften Wind, zeigen sich farbenprächtige Honigesser nahe des Wanggoolba Creek, und von Ferne ist das Heulen der australischen Wildhunde, der Dingos, zu vernehmen. Dass das Paradies aus Milliarden von Sandkörnern auch ein Spielball der Natur ist, zeigen die Folgen eines heftigen Orkans, der im Dezember 2007 zum zeitweiligen Zugangsverbot auf die Insel führte.

Ferdinand Dupuis-Panther





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